Update: Studie „Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland“

Die Welt schreibt:

Eine Studie zu Rechtsextremismus im Osten löst heftige Kritik aus: Die Erkenntnisse beruhen auf Befragungen von Bürgern in gerade mal drei fremdenfeindlichen Hochburgen. Und die Antifa dient den Forschern als Quelle.

Weil der Rechtsextremismus in Ostdeutschland einfach nicht verschwinden will, steht er unter ständiger Beobachtung der Gesellschaftswissenschaften. Die resultierenden Texte füllen Regalkilometer in deutschen Universitätsbibliotheken. Doch für die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke, war wohl nicht das Passende dabei: Also gab die Sozialdemokratin kraft ihres Amtes eine weitere Studie in Auftrag, deren Ergebnisse am Donnerstag unter dem Titel „Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland“ auf 236 Seiten veröffentlicht wurden. Auch die WELT hatte über die Ergebnisse berichtet.

Weiter geht’s hier: https://www.welt.de/politik/deutschland/article164753972/Wer-ein-Problem-mit-Antifa-hat-wird-in-die-rechte-Ecke-gestellt.html

Okay mit dem restlichen Blabla beschäftigen wir uns mal nicht. Wenn man halt 40 Linke fragt und daraus Rückschlüsse auf ganz Mitteldeutschland ziehen möchte, ist das sowieso schon ulkig genug. Witziger ist, die Studie ist wohl gefälscht:

Bei Sciencefiles kann man nämlich lesen:

Nun hat uns ein Leser darauf hingewiesen, dass alles noch viel schlimmer sein könnte als gedacht: Auf der Liste der Personen, die vom Göttinger Institut für Demokratieforschung interviewt worden sein sollen, tauchen Namen von Personen in bestimmten Positionen auf, die es nicht gibt.

Da hat sich einer die Quellenliste mal angeguckt und etwas abgeglichen:

Nun gibt es im Stadtrat von Freital keine Frau Laski, wie im Abschlussbericht der Göttinger behauptet und einen Herrn Menke, mit dem die Göttinger ein Interview geführt haben wollen, den gibt es im Stadtrat auch nicht. Von einem Herrn Dreier, der Mitglied der Fraktion SPD/Grüne im Stadtrat Freital sein soll, ist im Stadtrat Freital auch keine Spur zu finden. Dasselbe gilt für Herrn Thiele, der Mitglied der Fraktion „Bürger für Freital“ im Freitaler Stadtrat sein soll. D.h. alle Mitglieder des Stadtrats, mit denen angeblich Interviews geführt worden sein sollen, sind im Stadtrat Freital nicht Mitglied.

Und da der Stadtrat seit 2014 besteht…

Dass Interviews gefälscht wurden, dafür spricht die Tatsache, dass es in der Sächischen Landeszentrale für Politische Bildung keinen Herrn Reese als Mitarbeiter gibt, wie von den Göttingern behauptet.

Und wo der Ermittlergeist geweckt ist:

Weitere Recherchen unseres Lesers „Herr Ernst“ weisen darauf hin, dass die Interviews schlicht erfunden sind:
Es gibt auch keine Frau Fröhlich im Stadtrat Heidenau. Auf der Homepage kann man rechts oben die zwei vorhergehenden Stadträte anschauen. Seit 2004 war niemand mit Namen Fröhlich Mitglied des Stadtrates.
Ebenfalls gibt es keine Frau Ackermann, die Mitglied des sächsischen Landtags wäre, egal bei welcher Fraktion.
Ob die Lokalredaktion Freital der Sächsischen Zeitung wirklich eine Frau Decker beschäftigt hat, konnte ich bisher nicht herausfinden.

Fenster auf, 500.000 Steuereuros raus, Fenster zu.

Quelle: https://sciencefiles.org/2017/05/19/befragte-erfunden-bezahlt-bundesbeauftragte-fake-rechtsextremismusforschung/


Update: Dem Vorwurf der Fälschung wurde etwas die Argumente entzogen. In einer Fußnote steht, daß die Namen entfremdet wurden. Allerdings weißt ein anderer Kommentar daraufhin: In der Fußnote steht, dass die Namen der Teilnehmer an Fokusgruppen anonymisiert wurden. Kein Stadtrat war Teilnehmer einer Fokusgruppe.

Aber selbst bei echten Gesprächen, sind die Schlußfolgerungen auf große Teile der Bevölkerung weiterhin kritisch zu sehen.

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2 Antworten zu Update: Studie „Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland“

  1. JustMyTwoCents schreibt:

    Hast du dir das Ganze auch mal in der Studie selbst angesehen? Auf Seite 202 der Studie findest du die Liste der Interviewten, zusammen mit folgender Fußnote:
    „In Anbetracht des brisanten Themenkomplexes der in einem sehr kleinräumigen Ort durchgeführten Interviews und der damit einhergehenden potenziellen Gefährdung bitten insbesondere die zum Komplex Erfurt-Herrenberg, aber auch einige der in Heidenau und Freital befragten InterviewpartnerInnen/Quellen um Anonymität innerhalb der Öffentlichkeit. Im Rahmen der geführten Interviews innerhalb des Stadtteils greift diese Maßnahme direkt im vorliegenden Bericht. Ebenso wurden die Namen der FokusgruppenteilnehmerInnen entfremdet, um deren Anonymität zu gewährleisten.“

    Also nein, du kannst nicht direkt davon ausgehen, dass die Interviews erfunden waren. Übrigens nicht das erste mal, dass Sciencefiles politisch motivierte Falschmeldungen produziert.

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  2. waschbaerforever schreibt:

    Stimmt, das haben sie Sciencefiles nun auch in die Kommentare geschrieben. Danke für den Hinweis

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